1938

3. Januar
Bildung des Oberkommandos der Wehrmacht, Hitler wird Oberbefehlshaber.
3. Januar
Erlass des Aufenthaltsverbots in Anhalt für in Dessau-Roßlau lebende „Zigeuner“. Dessau-Roßlau war ein wichtiger saisonbedingter Stand­ort für viele mitteldeutsche Sinti und wenige Roma. Vor ihrer Vertreibung aus Anhalt Anfang 1938 konnten sie sich nur noch gegen überteuerte Mieten am Triftweg und in der Mittelfeldstraße in Roßlau aufhalten. Zum Zeitpunkt der Vertreibung lebten dort mindestens 70 Angehörige der Sintifamilien Laubinger, Lauenburger, Stein, Steinbach, Thormann, Hödel und Weiss. Nach ihrer Ausweisung aus Dessau-Roßlau wurden sie in das „Zigeunerlager am Holzweg“ in Magdeburg gezwungen. In diesem kommunalen Internierungslager waren Sinti und Roma seit 1935 unmenschlichen Verhältnissen ausgesetzt. Am 2. März 1943 erfolgte mit der Deportation nach Auschwitz-Birkenau die Auflösung dieses kommunalen Lagers. Nur wenige der 1938 aus Dessau-Roßlau Ausgewiesenen überlebten den Völkermord.
13. März
„Anschluss“ Österreichs
4. April
In einer Richtlinie des Reichskriminalpolizeiamts werden „Zigeuner“, Prostituierte u.a. als „Asoziale“ eingestuft, auf die Mittel der „polizeilichen Vorbeugehaft“ angewendet werden können.
26. April
Einführung der Meldepflicht für jüdische Vermögen
29. Mai
Eröffnung des neu errichteten „Dessauer Theaters“ (bis dahin Friedrich-Theater) mit der Oper „Der Freischütz“ im Beisein Hitlers. Am Vormittag trifft Reichspropagandaminister Goebbels in Dessau ein und spricht in der Braunschen Lache.
13. Juni
In der Aktion „Arbeitsscheu Reich“ werden reichsweit „Asoziale“ verhaftet und in Konzentrationslager überführt.
7. Juli
An der Ziebigker Straße wird Richtfest des Neubaus für das Polizeirevier III gefeiert.
27. Juli
Erlass des Reichsinnenministers: alle nach Juden benannten Straßen müssen umbenannt werden.
17. August
Einführung der Zwangsvornamen „Israel“ und „Sara“ für Juden
Vom 24. September bis 1. Oktober
findet die erste Gaumusikwoche des Gaues Magdeburg-Anhalt statt.
29. September
„Münchner Abkommen“ über das Sudetengebiet. Ab 1. Oktober Besetzung des Sudetengebietes durch deutsche Truppen.
28. Oktober
„Polen-Aktion“: Abschiebung von ca. 15.000 Juden polnischer Staatsangehörigkeit zur polnischen Grenze.
5. November
Das Teilstück der Reichsautobahn Schkeuditz-Berlin, das an Dessau vorbeiführt, wird freigegeben.
7. November
Attentat des jüdischen Studenten Herschel Grünspan auf den deutschen Legationssekretär Ernst vom Rath in Paris
9. November
Am Morgen veröffentlicht die Dessauer Zeitung Der Mitteldeutsche in einem hetzerischen Aufruf die Namen und Adressen von 203 in Dessau (einschließlich Roßlau) lebenden Juden. Ab Nachmittag Pogrom: Zerstörung und Plünderung jüdischer Geschäfte und Wohnungen, die Synagoge und das Gemeindehaus brennen, der Israelitische Friedhof wird geschändet. Am nächsten Tag werden die jüdischen Männer in das KZ Buchenwald verschleppt. Es folgt die „Arisierung“ jüdischen Eigentums. Jüdische Kinder dürfen nicht mehr die staatlichen Schulen besuchen. Nur noch wenigen Juden gelingt die Flucht.
12. November
Verordnung der „Arisierung“ der letzten jüdischen Betriebe. Auferlegung einer „Sühneleistung“ von einer Milliarde Reichsmark als Zwangsabgabe für die Juden.
15. Novvember
Verbot des Besuchs von Theatern, Kinos, Konzerten, Ausstellungen u.a. für Juden
8. Dezember
Erlass Himmlers zur „Regelung der Zigeunerfrage“

das Jahr 1937

das Jahr 1939