1922

6. – 13. Januar
Die Konferenz von Cannes modifiziert die deutschen Reparationszahlungen.
19. Januar
Die Inflation wird nun auch sichtbar: Eine 10.000-Mark-Note wird ausgegeben.
24. Januar
Dessau fragt sich im „Anhalter Anzeiger“: Wann erhält Dessau ein Museum?"
25. Januar
Das Dessauer Friedrich-Theater wird durch Feuer zerstört. Dabei sind zwei Menschenleben zu beklagen: Die Kammersängerin Lily Herking und der Friseurgehilfe Ernst Kirkham kommen ums Leben. Erhalten bleiben wie beim ersten Großbrand 1855 nur das Vordergebäude und der in ihm befindliche Konzertsaal. Er wird in den folgenden Jahren restauriert. Ein Wiederaufbau des Theaters wird angestrebt, jedoch nicht an dieser Stelle. Als möglicher Ort ist bereits der Kaiserplatz im Gespräch. Durch finanzielle Schwierigkeiten kann jedoch während der Weimarer Republik ein Neubau nicht erfolgen sondern erst 1935 begonnen werden.
6. Februar
Neben der „Museumsfrage“ beschäftigt sich Dessau auch um die „Frage des Theaterneubaus“. Es kommt am 10. Februar zur Entscheidung, in der Reitbahn ein Interimstheater einzurichten.
20. Februar
Im Palais des Prinzen Eduard in der ehem. Kaiserstraße 25 (heute Fritz-Hesse-Straße; das Palais zählt zu den Kriegsverlusten) wird nach Umbauarbeiten die Anhaltische Landesbücherei feierlich eröffnet. Sie zählte an Beständen ca. 50.000 Bände. In der neuen Bibliothek geht die Herzoglich-Anhaltische Behördenbibliothek auf. Gleich nach ihrer Gründung kommen auch zahlreiche andere historische Bestände und Sammlungen in die Bibliothek, so die Bibliothek der Anhaltischen Kunsthalle, der Marienkirche zu Bernburg, des Friedrich-Gymnasiums und der Friedrichs-Oberrealschule in Dessau, die Bibliothek des Vereins für Anhaltische Geschichte und Altertumskunde, des Vereins Deutscher Ingenieure, der Fürstlichen Amalienstiftung, die Hofbibliothek und die Georgsbibliothek. Erster Direktor war Dr. Johannes Rammelt, der mit einer kurzen Unterbrechung bis 1932 dieses Amt bekleidet.
11. März
Generalmusikdirektor Hans Knappertsbusch verlässt Dessau und geht nach München.
16. April
Deutschland und Sowjetrussland regeln mit Unterzeichnung des Vertrags von Rapallo ihre Beziehungen neu.
4. Mai
In Dessau wird ein Arbeiterkinderchor unter Leitung von Erich Rex gegründet.
11. Mai
Auf der Elbe bei Dessau erfolgt der erste Start eines mit Schwimmern ausgerüsteten Junkersflugzeugs F 13.
24. Juni
Reichsaußenminister Walther Rathenau (1867–1922) wird in Berlin-Grunewald ermordet. Auch in Dessau kommt es zu Trauerkundgebungen.
25. Juni
Der „Anhalter Anzeiger“ berichtet: „Ein nichtswürdiger Bubenstreich: Die Synagoge in der Steinstraße mit großen Hakenkreuzen beschmiert.“
26. Juni
Reichspräsident Ebert erlässt die „Verordnung zum Schutze der Republik“.
1. Juli
Anhalt feiert 20 Jahre staatliche Kunst- und Denkmalpflege. 1901 kam Dr. Fritz Ostermeyer (1859–1924) zum Anhaltischen Kunstverein. Am 1. Juli 1902 erfolgte die Übernahme in den anhaltischen Staatsdienst als erster Herzoglich-Anhaltischer Konservator und Kunstwart. Im Dessauer Gemeinderat wird beschlossen: alle Hoheitszeichen der Monarchie werden aus allen städtischen Dienst- und Amtsräumen entfernt. Alle Straßennamen, die an das kaiserliche und herzogliche „Regime“ erinnern, sollen umbenannt werden. Die Anschaffung einer schwarz-rot-goldenen Fahne wird beschlossen.
11. Juli
Am Interimstheater in der Muldstraße wird Richtfest gefeierte.
5. – 9. August
In Dessau findet der 2. internationale Kongress für die Weltsprache Ido (Reform-Esperanto) statt. Einer der Hauptorganisatoren ist Heinrich Peus (SPD). Weit über 100 Frauen und Männer aus zahlreichen Ländern nehmen teil.
30. August
In der Aula des Dessauer Friedrichsgymnasiums wird ein Ehrenmal für die im Weltkrieg gefallenen Lehrer und ehemaligen Schüler der Anstalt eingeweiht.
24. September
Auf dem Nürnberger Parteitag vereinigen sich SPD und Rest-USPD.
1. September
Mit Beginn der Spielzeit 1922/23 kommt Carl von Maixdorff nach Dessau, der erste Intendant im modernen Sinne, der die künstlerische Oberleitung von Oper und Schauspiel in seiner Hand vereinigt.
6. Oktober
Der anhaltische Staatsrat wird in ein Staatsministerium umgewandelt. Zum Ministerpräsidenten wird Heinrich Deist (SPD) gewählt, zu Ministern Dr. Ernst Weber (DDP) und Wilhelm Voigt (SPD).
23. Oktober
In Anhalt findet eine erste Landeskonferenz „zum Schutze von Denkmälern der Kunst, Geschichte und Natur sowie der Landschaft“ statt.
22. November
Der parteilose Politiker Wilhelm Cuno (1876–1933) bildet eine neue Reichsregierung unter Beteiligung von DDP, DVP, Zentrum und BVP.
5. Dezember
In Dessau wird Reichspräsident Friedrich Ebert zu einem offiziellen Besuch empfangen.
12. Dezember
Abschluss der Wiederherstellung des Messelhauses zu repräsentativen Aufgaben für die Stadt Dessau.

das Jahr 1921

das Jahr 1923