1919
Nach Abschluss des Waffenstillstandes erhält das Reichswehr-Regiment Nr. 49, das später als Schützenregiment Nr. 7 geführt wird, Dessau als Standort zugewiesen. Die Tradition der 93-er übernimmt das I. Bataillon des Infanterie-Regiments Nr. 12, von dem Teile in Dessau in Garnison kamen.
- Januar
- Umbau des Hauses Kavalierstraße 40 und Eröffnung als Dessauer Spar- und Leihbank e. G. (gegr. in der Steinstraße 7/8).
- Der Anhalter Anzeiger beklagt: „Überhandnehmen der öffentlichen Tanzlustbarkeiten“ in Dessau und erinnert an die Polizeistunde um 10 ½ Uhr.
- 1. Januar
- Im Deutschen Reich wird der Achtstundentag eingeführt.
- 5. Januar
- Mit ersten Massendemonstrationen beginnt in Berlin der blutige „Januaraufstand“.
- 10. Januar
- In Bremen wird eine Räterepublik ausgerufen.
- 11. Januar
- Der anhaltische Staatsrat ruft zur Bildung von Bürgerwehren, als Selbstschutzorganisation der Einwohner, auf.
- 15. Januar
- Die Spartakisten Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg werden gefangen genommen und von ermordet.
- 19. Januar
- Bei den Wahlen zur Verfassungsgebenden Nationalversammlung siegt wiederum die SPD (165 Mandate).
- 25. Januar
- Die Alliierten beschließen auf der Pariser Friedenskonferenz die Gründung des Völkerbunds.
- 6. Februar
- In Weimar wird die Verfassungsgebende Nationalversammlung eröffnet.
- 11. Februar
- Die Nationalversammlung wählt Friedrich Ebert (SPD) zum Reichspräsidenten. Philipp Scheidemann (SPD) wird mit der Regierungsbildung beauftragt.
- 21. Februar
- Der bayerische Ministerpräsident Kurt Eisner (USPD) wird in München erschossen.
- 23. Februar
- Bei den Wahlen zur Dessauer Stadtverordnetenversammlung siegt die SPD (17 Mandate) vor der DDP (13), den vereinigten Konservativen und Mittelständlern (5) und der USPD (1).
- 3. März
- In Berlin beginnen die „Märzunruhen“, die ca. 1.200 Menschenleben kosten.
- 7. März
- In Dessau wird die „Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft für Dessau Stadt und Land“ gegründet.
- 17. März
- Das 5. Sinfonie-Konzert der Hofkapelle dirigiert Kapellmeister Hans Knappertsbusch aus Leipzig mit Tschaikowskis „Symphonie patetique“, Smetanas „Moldau“ und Wagners Ouvertüre zu „Rienzi“. Weitere Gastdirigate folgen am 19. März mit „Die Meistersinger von Nürnberg“ und am 31. März das 6. Hofkapell-Konzert mit einem „Beethoven-Abend“ sowie dem „Ring“ mit „Das Rheingold“ am 15. April, „Walküre“ am 20. April, „Siegfried“ am 21. April und „Götterdämmerung“ am 30. April.
- 7. April
- In München wird eine Räterepublik ausgerufen.
- 15. April
- Ein Reichsgesetz fordert die Trennung von Kirche und Staat. Den ersten Schritt dahin macht der Landtag, der am 15. 4. 1919 einem Landeskirchenrat die vorläufige Kirchenleitung überträgt, bestehend aus dem Konsistorium, dem Synodalvorstand und fünf geistlichen Vertretern. Anfang August schafft die Landessynode ein Wahlgesetz, das nun Urwahlen vorsieht und allen Gemeindegliedern beiderseitigen Geschlechts von 21 Jahren an das direkte Wahlrecht zugesteht.
- 24. April
- In Dessau wird die „Junkers Flugzeug AG“ gegründet.
- 30. April
- Ende der Spielzeit 1918/19, der letzten als Herzogliches Hoftheater.
- 1. Mai
- Der 1. Mai wird als allgemeiner Feiertag begangen.
- 7. Mai
- Der Entwurf des Versailler Vertrages wird den deutschen Delegierten übergeben und stößt in Deutschland auf fast einhellige Ablehnung.
- 19. Mai
- In Dessau gründet sich eine Ortsgruppe der KPD.
- 20. Juni
- Das den Versailler Vertrag ablehnende Kabinett Scheidemann tritt zurück.
- 23. Juni
- Die neue Reichsregierung unter dem Sozialdemokraten Gustav Bauer (1870–1944) anerkennt den Versailler Vertrag.
- 27. Juni
- Erster Spatenstich zur künftigen Gartenstadt an der „Hohen Lache“, beendet 1928, nach Plänen von Theodor Overhoff und Edith Schulze, Gartenarchitekt Leberecht Migge. Beginn mit den Straßen Waldweg und An der hohen Lache. Wurde Anfangs noch von der „Siedlung Hohe Lache“ gesprochen, nennt man sie vereinfacht bald nur „Siedlung“.
- 28. Juni
- Im Spiegelsaal des Versailler Schlosses wird der Versailler Vertrag unterzeichnet.
- 29. Juni
- Vom Flugplatz in Alten hebt das erste freitragende Ganzmetall-Kabinen-Verkehrsflugzeug ab, die F 13. Die erfolgreiche Produktion in der Junkers Flugzeug AG beginnt.
- 1. Juli
- Hans Knappertsbusch wird als Operndirektor an das Dessauer Theater berufen und erhält am 1. September 1920 wie sein Vorgänger den Titel Generalmusikdirektor.
- 3. Juli
- Die Weimarer Nationalversammlung beschließt Schwarz-Rot-Gold als neue Nationalfarben.
- 12. Juli
- Die Alliierten heben die seit 1915 bestehende „Hungerblockade“ gegen Deutschland auf.
- 18. Juli
- Verabschiedung der Verfassung durch den Anhaltischen Landtag: Gemäß der neuen Landesverfassung wird Anhalt ein Freistaat im Deutschen Reich, mit Dessau als Landeshauptstadt. In den neuen Staatsrat von Anhalt werden gewählt: Heinrich Deist (SPD, Vorsitzender), Hermann Cohn und Josef Lux (DDP) sowie Richard Paulick und Wilhelm Voigt (SPD). Mit der Entstehung des Freistaates Anhalt entfällt die staatliche Aufsicht über die israelitische Kultusgemeinde Dessau.
- 23. Juli
- Gesetz über die Auseinandersetzung mit dem früheren Herzogshaus. Die Theaterstiftung und die Joachim-Ernst-Stiftung werden gebildet. Wolfgang Heine verlässt endgültig Anhalt und Dessau und legte sein Amt als Vorsitzender des Staatsrates zurück. Er war bereits am 27. November 1918 preußischer Justiz- und im März 1919 Innenminister geworden. Sein bisheriger „ständiger Vertreter“ Heinrich Deist übernimmt das höchste Verwaltungsamt als „Präsident des Staatsrates für Anhalt“.
- 31. Juli
- Die Nationalversammlung verabschiedet die „Weimarer Verfassung“, die am 14. August in Kraft tritt.
- 1. Oktober
- Mit der Eröffnung der neuen Spielzeit nannte sich das Theater von nun an „Friedrich-Theater“ nach dem verstorbenen Herzog Friedrich II. und Protektor des Theaters, und war Gegenstand einer privaten Stiftung des ehem. Herzoglichen Hauses geworden. Mit der Überführung des Hoftheaters und der Hofkapelle in eine Theaterstiftung war für alle am Theater Beschäftigten eine soziale Errungenschaft verbunden: Die Umwandlung der bisherigen Spielzeit von nur 7 Monaten in eine ganzjährige!, also mit bezahlten Theaterferien für das ganze Personal und nicht nur für Beamte und fest Angestellte.
- 18. Oktober
- Ab heute erscheinen die „Dessauer Theaterblätter“ als Programmhefte.
- 25. Oktober
- In der Johannisstraße 9 wird das Palast-Theater eröffnet.
- 2. November
- Die ersten Kirchenwahlen für die verfassungsgebende Kirchenversammlung finden statt. Anfang Dezember wählt die Versammlung den Landeskirchenrat mit Generalsuperintendent Franz Hoffmann als Vorsitzenden.
- 7. November
- Der USPD-Vorsitzende Hugo Haase (1863–1919) stirbt an den Folgen eines verübten Attentats.
- 18. November
- Paul von Hindenburg verkündet vor einem Untersuchungsausschuss des Reichstags, die deutsche Armee sei nicht besiegt, sondern von hinten „erdolcht“ worden („Dolchstoßlegende“).
- Dezember
- Die Sozialdemokratin Marie Kettmann, Vorsitzende der SPD-Frauengruppe Rosslau, zieht als Nachrückerin und damit als erste Frau in den am 15. Dezember 1918 gewählten Anhaltischen Landtag ein.
- 21. Dezember
- Die niederländische Regierung erklärt, dass sie Ex-Kaiser Wilhelm II. nicht an die Alliierten ausliefern werde.
Nach Abschluss des Waffenstillstandes erhält das Reichswehr-Regiment Nr. 49, das später als Schützenregiment Nr. 7 geführt wird, Dessau als Standort zugewiesen. Die Tradition der 93-er übernimmt das I. Bataillon des Infanterie-Regiments Nr. 12, von dem Teile in Dessau in Garnison kam.