1890

Hugo Junkers, zwei Jahre vorher von Wilhelm von Oechelhaeuser (jun.) nach Dessau geholt, gründet mit diesem die „Versuchsstation für Gasmotoren von Oechelhaeuser und Junkers“ im Gaswerk in der Wolfgangstraße. Sie besteht bis 1896, Junkers scheidet bereits 1893 aus.

Beginn der Bebauung des Schlachthofviertels, beginnend mit der Reinickestraße, anschließend Durchbruch der Friederikenstraße von der Böhmischen her. Weiterführung der Teichstraße bis zum Schlachthof.

1. Januar
Wilhelm Oechelhaeuser tritt als Generaldirektor der DCGG zurück. Zu seinem Nachfolger wird sein ältester Sohn, Wilhelm von Oechelhaeuser, gewählt. Vater Oechelhaeuser bleibt bis zu seinem Tod Vorsitzender des Aufsichtsrates des Unternehmens, dessen Entwicklung und Aufstieg mit seinem Namen verbunden bleibt.
20. Februar
Bei den Reichstagswahlen erleben die Nationalliberale und die Konservative Partei eine vernichtende Niederlage. Die Sozialdemokraten erhalten mit 19,7 % die meisten Stimmen. Für Anhalt I gelangt der Brauereidirektor Richard Roesicke in den Reichstag. Er schließt sich den Nationalliberalen an. Mit ihm und Wilhelm Oechelhaeuser, der noch eine Wahlperiode für Anhalt II im Reichstag sitzt, vertreten weiterhin zwei liberale Unternehmer Anhalt in der höchsten Volksvertretung.
23. Februar
In einer öffentlichen Versammlung im „Hofjäger“ konstituiert sich ein „Allgemeiner Arbeiterverein für Dessau und Umgebung“.
18. März
Nach einer Auseinandersetzung mit Kaiser Wilhelm II. tritt Reichskanzler Bismarck zurück. Sein Nachfolger wird Leo von Caprivi.
20. März
Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Verwaltung und Kirche der Stadt gründen die Dessauer Spar- und Leihbank, die heutige Volksbank Anhalt Dessau e. G.
18. Juni
In den Grünanlagen vor dem Dessauer Hauptbahnhof wird ein Denkmal für Moses Mendelssohn feierlich eingeweiht. Das Werk des Bildhauers Heinz Hoffmeister ist das erste und einzige öffentliche Denkmal für Mendelssohn in Deutschland.
8. August
Eröffnung der Ausstellung des Anhaltischen Kunstvereins in den Räumen des Herzoglichen Orangeriehauses mit „Kupferstichen und verwandter graphischer Kunst“.
17. August
Karl Henze übergibt den regelmäßig fahrenden, mit Pferden betriebenen Omnibusverkehr vom Bahnhof oder Zerbster Tor bis zum Rondell (für 10 Pf.) bzw. bis zum neuen Friedhof (20 Pf.) dem öffentlichen Verkehr.
8. September
Richtfest am Bau der vierten evangelischen Kirche in Dessau, der St.Paulus-Kirche.
10. September
Anlässlich seines 70. Geburtstages wird der Anhaltische Staatsminister, Wirklicher Geheimer Rat Anton Ferdinand von Krosigk, zum Ehrenbürger der Stadt Dessau ernannt.
11. September
Der Buch- und Kunsthändler Hermann Oesterwitz richtet im Sommersaal des „Hofjägers“ eine Gemäldeausstellung ein.
30. September
Das 1878 erlassene Sozialistengesetz gegen die Sozialdemokratie läuft aus und wird nicht verlängert.
1. Oktober
Die erste Nummer des „Volksblattes für Anhalt – Organ zur Wahrung der Interessen der werktätigen Bevölkerung“ erscheint.
6. Oktober
Eröffnung der Landesfrauenarbeitsschule im Hotel „Goldener Hirsch“ (Steinstraße 61/62).
12. Oktober
Auf einem Parteitag in Halle gründet sich die „Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands“ als „Sozialdemokratische Partei Deutschlands“ (SPD) neu. Parteiführer ist August Bebel.
10. November
Der Stadtomnibus fährt nicht mehr. Grund: mangelnde Nutzung „seitens des Publikums“.
16./17. November
In Berlin konstituiert sich die „Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands“ als zentrales Organ der freien Gewerkschaften. Erster Vorsitzender wird Carl Legien.
November
Mit dem Neubau des Hotels „Stadt Rom“ an der Ecke Kavalier-/Franzstraße (Entwurf Paul Rathke) begann die Durchsetzung des klassizistischen Kerns von Dessau mit den eklektizistischen Bauten der wilhelminischen Zeit (1945 zerstört).

das Jahr 1889

das Jahr 1891