1879

Im Zuge der Justizreform im Deutschen Reich entsteht der Landesgerichtsbezirk Dessau mit 11 Amtsgerichten auf dem Gebiet des Herzogtums Anhalt. Sitz des Oberlandesgerichts für die preußische Provinz Sachsen und Anhalt wird Naumburg.

Ab diesem Jahr werden die größeren Ausstellungen des Anhaltischen Kunstvereins in den Jahren mit ungerader Endziffer (also zunächst 1881/83/85), und bereits im Juli stattfinden, weil „später, wie die Erfahrung gelehrt hat, die Berliner Ausstellung alle bedeutenden Bilder an sich zu ziehen pflegt.“ Die Zahl der Kunstvereinsbestände ist der vorjährigen fast gleich (ca. 520), die der Maler und Bildhauer „beläuft sich auf ca. 340. Wir begegnen darunter einer ganzen Menge von Anhaltinern, z. B. dem Prof. C. Triebel, C. Irmer, A. Schwendy, Adolf Schweitzer, Schröter, Jacoby, Wernecke etc“.

Frühjahr
Bella Boas geb. Ascher-Behrendt stirbt. Sie vermacht der Stadt 67.000 Mk. zur Errichtung einer Stiftung mit der Bestimmung, dass die Zinsen zur Hälfte je an jüdische sowie an christliche Arme verteilt werden sollen.
24. März
Nach Zustimmung des Landtages tritt die neue Synodalordnung in Kraft. Der entscheidende Schritt zu einer kirchlichen Selbstverwaltung ist damit getan
12. Juli
Der Reichstag beschließt die Einführung von Schutzzöllen für Landwirtschaft und Industrie.
31. August
An einer Dessauer Feierstunde zum 150. Geburtstag von Moses Mendelssohn nehmen auch Vertreter der Stadt und der herzoglichen Regierung teil. Im Rahmen der Feierlichkeiten zu Ehren des aus Dessau stammenden Aufklärers übernimmt der Israelitische Gemeindebund Leipzig das Anwesen mit dem Geburtshaus Mendelssohns. 1863 hatte es Baron Moritz von Cohn erworben, um es der Nachwelt zu erhalten. Die Fassade des Vorderhauses wird festlich geschmückt, im Geburtshaus (Hofgebäude) eine Ausstellung zu Leben und Werk eingerichtet.
1. Oktober
In Leipzig wird als höchste Gerichtsinstanz für das Deutsche Reich das Reichsgericht eingerichtet. Erster Gerichtspräsident ist der Nationalliberale Eduard von Simson (1810–1899).
9. Oktober
Einweihung des neu erbauten Gebäudes der Loge „Esiko zum aufgehenden Licht“ in der Bismarckstraße (heute Willy-Lohmann-Straße).
1. November
Der Historiker Heinrich von Treitschke (1834–1896) veröffentlicht den antijüdischen Aufsatz „Unsere Aussichten“ und löst damit den „Berliner Antisemitismusstreit“ aus, in dessen Verlauf die Frage der Zugehörigkeit der Juden zum „Deutschtum“ kontrovers diskutiert wird.
26. November
Gründung der „Moses-Mendelssohn-Stiftung“ des Geheimen Kommerzienrates Franz von Mendelssohn aus Berlin, einem Nachfahren von Moses Mendelssohn. Sie ermöglicht, im folgenden Jahr am Geburtshaus Mendelssohns anstelle des alten Vorderhauses, einem Fachwerkbau, ein massives Wohnhaus mit Klinkerfassade aus Greppiner Ziegeln zu errichten. In die Fassade setzte man eine Gedenktafel aus weißem Marmor mit goldener Inschrift ein.

das Jahr 1878

das Jahr 1880