In Versailles wird König Wilhelm I. von Preußen zum Deutschen Kaiser ausgerufen. Erbprinz Friedrich von Anhalt nimmt an der Proklamation teil. Das Herzogtum Anhalt ist jetzt einer von 25 Bundesstaaten des Deutschen Reichs.
29. Januar
Nach der Kapitulation von Paris vor den deutschen Truppen wird auch in Dessau eine große Siegesfeier veranstaltet.
26. Februar
Der Vorfriede von Versailles beendet die Kampfhandlungen im Deutsch-Französischen Krieg.
3. März
Aus der ersten Reichstagswahl gehen die Nationalliberalen mit 30 % der Stimmen als stärkste Partei hervor. Anhalt verfügt über 2 Abgeordnete: für Anhalt I John Prince-Smith und für Anhalt II: Dr. phil. Alfred Ferdinand Baldamus, Kommerzienrat und Gutsbesitzer in Gerlebogk.
4./5. März
In Dessau findet aus Anlass der Beendigung des deutsch-französischen Krieges ein Friedensfest statt.
21. März
Der preußische Ministerpräsident Graf Otto von Bismarck wird zum Reichskanzler des Deutschen Reichs ernannt. Am 22. März wird er „gefürstet“.
14. April
Der Reichstag verabschiedet die Verfassung des Deutschen Reichs.
22. Mai
Herzog Leopold IV. Friedrich von Anhalt (1794–1871) stirbt. Sein Nachfolger wird Herzog Friedrich I. (1831–1904).
14. Juni
Eine in Magdeburg gegründete Aktiengesellschaft wählt Dessau zum Standort und bringt die chemische Industrie in die anhaltische Haupt- und Residenzstadt: die Zuckerraffinerie.
18. Juni
In Anhalt wird ein kirchliches Dankfest nach dem „glücklich“ beendeten Krieg gefeiert.
20. Juni
Das Regiment 93 marschiert nach Ende des Krieges gegen Frankreich wieder in die Dessauer Kaserne ein. Herzog Friedrich I., Erbprinz Leopold, Oberbürgermeister Franz Medicus und viele Einwohner bereiten ihm einen festlichen Empfang.
Juli
In Ermangelung eines Museums veranstaltet der Anhaltische Kunstverein (gegr. 1857) Ausstellungen, die seit 1858 an verschiedenen Orten der Stadt durchgeführt werden. Weitere Orte sind vor allem das Herzoglichen Orangeriehaus, aber auch der Konzertsaal in der Kavalierstraße etc. Ziel der Ausstellungen sind ""¦ nur anerkannte Meisterwerke, welche der Verein der Allerhöchsten Huld und Gnade Ihrer Hoheit des Herzogs von Anhalt und seiner Majestät, des Königs von Preußen sowie der hohen Protektion des Herrn Cultusministers von Mühler verdankt" den Dessauer Besuchern zu präsentieren.
8. Juli
Mit der Aufhebung der seit 1841 bestehenden katholischen Abteilung im preußischen Kultusministerium beginnt der „Kulturkampf“.
24. Juli bis 6. August
Ausstellung von Kupferstichen durch den Anhaltischen Kunstverein im Saal der Bürgerschule (Ecke Kavalier-/Mittelstraße).
Dezember
Beginn der Bebauung der Straßen vor dem Askanischen und Leipziger Tor. Es entstehen Wohngebiete vor allem für Arbeiter der sich nunmehr in Dessau entwickelnden Industrie.
Gründung der „Centralwerkstatt Dessau“ als Tochterunternehmen der Deutschen Continental Gas-Gesellschaft. Sie siedelt sich im „Gasviertel“ an, an der Unruhstraße entstehen zahlreiche Industriebauten. Zunächst beginnt sie mit der Änderung und Reparatur bzw. der Eigenanfertigung von Gasuhren. Später erweitert sich das Produktionsspektrum u. a. Messingarmaturen, Gasmesser, Gaslampen und vor allem Gaskochgeräte.
4. Dezember
Die Mark zu 100 Pfennig wird im Deutschen Reich als Währung eingeführt. Die einzelnen Landeswährungen bleiben daneben noch in Kraft.
Jahresende
Die Volkszählung ergibt für Dessau eine Zahl von 17.459 Einwohnern. Die Gleichberechtigung der Juden ist Reichsgesetz geworden. In Dessau gibt es 721 jüdische Einwohner.
Im Konsistorium übernimmt 1871 Konsistorialpräsident Rudolf Steinkopff den Vorsitz. Neben ihm steht Superintendent Ernst Teichmüller, der bis Ende des Jahrhunderts als der führende Kirchenmann in Anhalt hervortritt. 1872 nimmt die Landeskirche die neue, staatliche Kreiseinteilung an für die Grenzziehung ihrer 5 Diözesen.