Ida Wunderlich

  • Geburtsdatum: 3.2.1908 in Dessau
  • letzte Dessauer Wohnadresse: Friedhofstraße 63 (heute Radegaster Straße)
  • Todesdatum: 21.4.1942 Bernburg

Ida Wunderlich wurde am 3. Februar 1908 in Dessau geboren. Sie war eines von vier Kindern von Gustav Wunderlich und seiner Ehefrau Anna Marie Wunderlich, geb. Günther. Die Familie wohnte in der Dessauer Friedhofstraße 63. Gustav Wunderlich arbeitete als Gelbgießer bei der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau AG (Bamag). Als Beruf der Tochter Ida wird in den Dokumenten „Arbeiterin“ angegeben. Sie gehörte der kommunistischen Jugendbewegung an und wurde Mitglied der KPD. Nach der Geburt einer Tochter im Jahre 1930 zeigten sich bei Ida Wunderlich erste Anzeichen einer psychischen Erkrankung. Im anhaltischen Landeskrankenhaus Bernburg wurde sie stationär behandelt und nach acht Monaten – im März 1931 – wieder entlassen. Die von den Ärzten konstatierte Besserung ihres Gesundheitszustandes war jedoch nicht von Dauer. Bereits ab Januar 1932 war sie erneut Patientin in Bernburg. Dieser zweite Aufenthalt dauerte bis 1940. Der Gesundheitszustand verschlechterte sich von Jahr zu Jahr. Am 6. Juli 1940 wurde Ida Wunderlich aus dem Bernburger Krankenhaus in die für unheilbare Fälle zuständige anhaltische Landessiechenanstalt Hoym überführt. In Hoym geriet Ida Wunderlich in die Fänge des im Herbst 1939 insgeheim begonnenen „Euthanasie“-Programms der Nationalsozialisten, nach der Organisationszentrale in der Berliner Tiergartenstraße 4 auch „Aktion T 4“ genannt. Diese sah die systematische Ermordung von mindestens 70.000 Insassen von Heil- und Pflegeanstalten vor, deren Dasein als „lebensunwert“ und „unnütz“ angesehen wurde. Auf dem Gebiet des Großdeutschen Reiches wurden sechs Mordanstalten eingerichtet – die Endpunkte eines perfiden Netzes aus organisatorischer Planung, ideologischer Rechtfertigung, Auswahl und Transport der wehrlosen Opfer, Erprobung der effektivsten Tötungsmittel, Verschleierung der wahren Umstände und Hintergründe des Todes gegenüber den Angehörigen und anderen Betroffenen. Eine dieser Krankenmordanstalten entstand auf dem Gelände der anhaltischen Landes-Heil- und Pflegeanstalt in Bernburg.

Ida Wunderlich wurde im Rahmen der 1940/41 praktizierten „Aktion T 4“ am 11. März 1941 zunächst von Hoym in die Heil- und Pflegeanstalt Altscherbitz gebracht, in einem Massentransport von 54 Hoymer Pfleglingen. Am 21. April 1941 erfolgte der Weitertransport von Altscherbitz nach Bernburg. Der dort eingeübten Praxis gemäß wurden die Ankommenden noch am gleichen Tag in eine als Dusche getarnte Gaskammer geführt und mittels Kohlenmonoxid ermordet. Die Leichen wurden an Ort und Stelle verbrannt. Ida Wunderlichs Eltern erhielten eines der üblichen, eventuelle Nachforschungen erschwerenden Schreiben mit falschen Angaben zu Todesursache, Todeszeit und Todesort. Demzufolge sollte die Tochter am 7. Mai 1941 in der Pflegeanstalt Pirna-Sonnenstein „an einer Blutvergiftung… unerwartet“ verstorben sein. Den Angehörigen wurde eine Urne mit Asche zugeschickt, die sie in einer Familiengrabstätte beisetzten.
Archivrecherchen und Auskünfte der „Euthanasie“-Gedenkstätten in Bernburg und Pirna-Sonnenstein konnten die Umstände der Ermordung von Ida Wunderlich aufhellen.

Am 1. Oktober 2015 hat Gunter Demnig in der Radegaster Straße ihr zu Ehren einen STOLPERSTEIN verlegt. Am Ort der Ermordung von ca. 14.000 Menschen in Bernburg befindet sich seit 1989 die Gedenkstätte für die Opfer der NS-„Euthanasie“.

Lage des Stolpersteins für Ida Wunderlich

Stadtplan mit allen Stolpersteinen in Dessau-Roßlau