Albert Weill

Kantor der jüdischen Gemeinde Dessau 1898 bis 1919. Geb. 2.1.1867 in Kippenheim, gest. 30.12.1950 in Nahariya/Israel.

Der Sohn des Kaufmanns Nathan Weill absolvierte eine Ausbildung zum Kantor und Religionslehrer und war zunächst in mehreren badischen Gemeinden tätig. Bekannt wurde er durch seine im Jahre 1893 veröffentlichten „Synagogen-Gesänge“.
Albert Weill wurde frühzeitig Zionist.

Als Kantor der reformfreudigen Israelitischen Kultusgemeinde kam Albert Weill mit seiner Frau Emma geb. Ackermann (1872–1955), und dem noch in Kippenheim 1898 geborenen ältesten Sohn Nathan (1898–1957) nach Dessau. Die bescheidenen finanziellen Mittel ermöglichten den Einzug in die erste Etage eines Mietshauses in der Leipziger Straße 59. Hier wurden in den kommenden Jahren drei weitere Kinder geboren: Hanns Jakob (1899–1947), Kurt Julian (1900–1950) sowie die Schwester Ruth (1901–1975?).

Für die wachsende Familie wurde die Wohnung in der Leipziger Straße bald zu klein. Sie zog deshalb in eine Parterrewohnung in dem Haus Franzstraße 45 und wohnte hier bis zum Jahre 1903. Das Gebäude wurde in der Bombennacht des 7. März kaum beschädigt und nimmt heute noch die Ecke zur (heutigen) Kantorstraße ein. Aber auch hier scheint der Platz für die inzwischen sechsköpfige Familie zu eng geworden zu sein, weshalb der Vater sich erneut um eine größere Wohnung umsah, die er in der Muldstraße 20 fand. Hier zog die Familie in die erste Etage. Das Haus befand sich – im Gegensatz zu den anderen beiden Wohnungen der Familie Weill – nun nicht mehr in der Sandvorstadt, sondern unmittelbar in der Altstadt von Dessau, in direkter Nachbarschaft zum Rathaus. Das Haus wurde am Ende des 2. Weltkrieges zerstört.

Noch einmal wechselte die Familie Weill innerhalb der Stadt Dessau ihren Wohnsitz, als mit dem Neubau der Synagoge auch das dazu gehörende Gemeindehaus an der Ecke Stein-/Askanische Straße – im Adressbuch Steinstraße 11/14 – am 1. April 1907 fertig gestellt wurde. Im Erdgeschoss befand sich nun die Wohnung des Kantors und seiner Familie. Hier verbrachte der später berühmte Komponist Kurt Weill Kindheit und Jugend. 1918 ging er zum Studium der Musik nach Berlin. Von Juli bis Dezember 1918 lebte er nach Abbruch des Studiums noch einmal hierher.

Zum Höhepunkt seines Wirkens in Dessau wurde für Albert Weill die Einweihung der neu errichteten Synagoge in der Steinstraße – mit einer Orgel – am 18. Februar 1908 in Anwesenheit des Herzogs und der gesamten herzoglichen Familie, den ersten Repräsentanten des anhaltischen Staates sowie der Stadt Dessau mit einem Festgottesdienst, den Albert Weill musikalisch begleitete.

Nach den Veränderungen durch die Revolution von 1918, die sich auch auf das Gemeindeleben auswirkten, verließen Albert und Emma Weill 1919 Dessau, sie zogen nach Leipzig. Albert Weill übernahm die Leitung eines Kinderheims und Waisenhauses der jüdischen Loge B'nai B'rith. Zusammen mit seiner Frau konnte Albert Weill 1935 nach Palästina emigrieren. Dort starb er 1950, Emma Weill 1955.