Helene Walter, geb. Stern
- Geburtsdatum: 11.10.1882 in Königshütte
- letzte frei gewählte Dessauer Wohnadresse: Auf dem Sande 9/10 (heute: Kantorstraße 3)
- Deportationsdatum: 28.7.1942 nach Theresienstadt
- Todesdatum: 9.3.1944 im Lager Theresienstadt
Helene Walter geb. Stern stammte aus Königshütte in Oberschlesien (heute: Chorzów in Polen). Ihr Ehemann Dr. Isidor Walter wurde in Neustettin (heute: Szczecinek in Polen) geboren. Er studierte an der liberalen Lehranstalt für die Wissenschaft des Juden¬tums und an der Universität in Berlin. Im Jahre 1900 wurde er Rabbiner der Dessauer Gemeinde und anhaltischer Landesrabbiner. Sie wohnten im Schul- und Rabbinerhaus (heute: Kantorstraße 3).
Das Ehepaar hatte zwei Kinder: die Tochter Edith (geb. 1908) und den Sohn Ernst (geb. 1910). Helene Walter leitete lange Zeit die Dessauer Ortsgruppe des jüdischen Frauenvereins.
Dr. Isidor Walter war als Rabbiner und Religionslehrer Jahrzehnte lang eine der führenden Persönlichkeiten des anhaltischen Judentums.
Im Ersten Weltkrieg war Isidor Walter Seelsorger für die jüdischen Soldaten und Verwundeten des Heeresbezirks Dessau, Zerbst und Wittenberg. Von 1925 bis 1934 gab er das Jüdische Gemeindeblatt für Anhalt und Umgegend heraus. Er selbst schrieb dafür zahlreiche Artikel, die seine um¬fangreiche historische Bildung und seine wachsende Sorge um die Zukunft des Judentums dokumentieren.
Die Differenzen zwischen den verschiedenen Strömungen (liberale und orthodoxe Juden, Zionisten) innerhalb der anhaltischen Judengemeinden vermochte er mäßigend auszugleichen. In der Anhalt-Loge des jüdischen philanthropischen Ordens B’nai B’rith war er einer der Präsidenten.
Früh erkannte er die von der NSDAP und ihrer Rassenideologie ausgehende Gefahr, die er mehrfach öffentlich anprangerte. 1933 von der NSDAP-geführten Landesregierung als anhaltischer Landesrabbiner entlassen, übte Isidor Walter dieses Amt im Auftrag des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden Anhalts noch bis 1939 aus. Im Novemberpogrom 1938 wurde er verhaftet und in das Lager Buchenwald gesperrt.
Nach seiner Entlassung verlegten Isidor und Helene Walter ihren Wohnsitz nach Berlin. Im Juli 1942 wurden beide von Berlin aus nach Theresienstadt deportiert. Sie überlebten das Ghetto Theresienstadt nicht.
Der Sohn Ernst, ein promovierter Jurist, und die Tochter Edith (verheiratete Katz) konnten nach Palästina emigrieren.
Lage des Stolpersteins für Helene Walter, geb. Stern