Dr. Georg Steinthal
- Geburtsdatum: 18.3.1893
- Letzte Dessauer Adresse: Erdmannsdorffstraße 14
- Todesdatum: 2.12.1938 im Konzentrationslager Sachsenhausen
Der Dessauer jüdische Kaufmann Albert Steinthal (1857–1913) und seine Ehefrau Hedwig geb. Moritz (gest. 1918) hatten drei Kinder: die Tochter Gertrud und die Söhne Georg und Walter. Beide Söhne absolvierten das Dessauer Friedrichs-Gymnasium. Walter Steinthal (1887–1951) wurde ein bekannter Publizist, Zeitungsredakteur und Theatermann, war u.a. 1923/24 Leiter des Berliner Schauspielertheaters und bis 1933 Chefredakteur des Berliner „12-Uhr Mittagsblatts“. Er emigrierte 1933 zunächst in die Schweiz, dann in die USA. Sein jüngerer Bruder Georg studierte Rechtswissenschaften. Im Ersten Weltkrieg diente er von Oktober 1914 bis Februar 1916 als Musketier im deutschen Heer. Ein Durchschuss am rechten Oberarm machte ihn für den weiteren Kriegsdienst untauglich und hatte eine dauerhafte Versteifung des Armes zur Folge. Ab 1920 war er Rechtsanwalt in seiner Heimatstadt Dessau, ab 1925 auch Notar. Die Anwaltspraxis – bis 1933 eine Gemeinschaftspraxis mit dem Zionisten Max Hurwitz – befand sich in der Kavalierstraße 18, die Privatwohnung in der Erdmannsdorffstraße 14. Bis 1930 war Georg Steinthal Mitglied der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei. Außerdem gehörte er der Anhalt-Loge des jüdischen philanthropischen Ordens Bnai Brith an.
Als „Frontkämpfer“ des Weltkriegs konnte Georg Steinthal ab 1933 seine Tätigkeit als Anwalt und Notar zunächst weiter ausüben. Doch 1936/37 wurden ihm beide Zulassungen entzogen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er seinen Wohnsitz bereits nach Berlin-Wilmersdorf verlegt. Er wurde während des Pogroms vom 9./10. November 1938 verhaftet und im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert. Dort starb er am 2. Dezember 1938 angeblich an „Herzmuskelschwäche, plötzlicher Herztod“. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee. Seine in Berlin-Schöneberg lebende ältere Schwester Gertrud Stern wurde am 14. August 1942 von Berlin aus nach Theresienstadt deportiert. Von dort gelangte sie am 16. Mai 1944 mit einem Transportzug in das Vernichtungslager Auschwitz. Das genaue Datum ihres Todes ist nicht bekannt.
Lage des Stolpersteins für Dr. Georg Steinthal