Elise Steinmetz, geb. Focke

  • Geburtsdatum: 3.11.1885 in Dessau
  • letzte Dessauer Wohnadresse: Wolfframsdorffstraße 8 (Stolperstein Reinickestraße, Ecke Wolfframsdorffer Straße)
  • Todesdatum: 27.4.1942 in Ravensbrück

Zu den Opfern des NS-Regimes zählten auch zahlreiche Mitglieder der Religionsgemeinschaft Jehovas Zeugen. Von den Behörden wurden sie oft noch als „Ernste Bibelforscher“ bezeichnet, wie der offizielle Name bis 1926 lautete.
Sich nur ihrem Gott Jehova verpflichtet fühlend, standen die Bibelforscher vielfach in Opposition zum NS-Staat. Sie verweigerten Eidesleistungen, den Deutschen Gruß, den Treue-Eid auf Adolf Hitler, den Wehrdienst und jegliche den Krieg unterstützende Handlung. In Anhalt wurden die Ernsten Bibelforscher am 15. Mai 1933 verboten. Am 1. April 1935 erfolgte das reichsweite Verbot in Deutschland. Etwa 8.800 Mitglieder der Religions¬gemeinschaft waren während der NS-Zeit inhaftiert, etwa 950 von ihnen verloren ihr Leben.
Erich Wahl, der bis 1936 die Leitung der Dessauer Gemeinde innehatte, war 1934 und 1935 in Dessau und im berüchtigten Berliner KZ Columbia-Haus inhaftiert. Meta Wahl war im April und Mai 1935 in Dessau sowie im Berliner Polizeigefängnis am Alexanderplatz inhaftiert.
Ebenfalls in Haft kamen das Ehepaar Marschallek aus der Amalienstraße und das Ehepaar Steinmetz aus der Wolfframsdorffstraße. Am 21. Dezem¬ber 1937 fand im Dessauer Landgerichtsgebäude eine Verhandlung des Sondergerichts Halle gegen diese beiden Ehepaare statt. Trotz des Verbots der Religionsgemeinschaft, so ereiferte sich die Tageszeitung Anhalter Anzeiger, hätten „unbelehrbare, fanatische Elemente“ erneut versucht, die Organisation wieder aufzubauen und „illegales Schriftenmaterial hetzerischen politischen Inhalts“ verbreitet. Da dies nicht zum ersten Mal geschehen sei, müsse man jetzt „wirksamere härtere Strafen“ verhängen.
Paul Marschallek wurde zu 18 Monaten Gefängnis, seine Frau zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Der Buchdrucker Willi Steinmetz wurde mit sechs Monaten Gefängnis bestraft, seine Ehefrau Elise mit 15 Monaten Gefängnis.
Elise Steinmetz wurde im Anschluss an ihre Gefängnishaft Mitte April 1939 ins Konzentrationslager Lichtenburg überführt. Einen Monat später gelangte sie ins Frauenkonzentrationslager Ravensbrück. Dort musste sie schwerste körperliche Arbeiten verrichten. Nach fast drei Jahren Haft verstarb Elise Steinmetz in Ravensbrück am 27. April 1942, im Alter von 57 Jahren.

Lage des Stolpersteins für Elise Steinmetz, geb. Focke

Stadtplan mit allen Stolpersteinen in Dessau-Roßlau