Martin Steinbock
- Geburtsdatum: 22.12.1914 in Dessau
- letzte Dessauer Wohnadresse: Rabestraße 8 (heute: Rabestraße 5)
- Todesdatum: 22.11.1995 in den USA
Martin-Michael Steinbock war das älteste der drei Kinder von Hermann und Minna Steinbock. Eine mit viel Fleiß betriebene Eiergroßhandlung in der Rabestraße ernährte die Familie. Er wuchs in Dessau auf, gehörte der zionistischen Jugendgruppe der Dessauer Gemeinde und der sozialdemokratischen Jugendbewegung an. In der schönen, 1908 eingeweihten und 1938 zerstörten Synagoge in der Steinstraße war er Mitglied des von den Kantoren David Heumann bzw. Ludwig Ickelheimer geleiteten Synagogenchors.
Weil Hermann Steinbock aus dem Russischen Reich stammte, wurde die ganze Familie, obwohl Mitte der 1920er Jahre im Deutschen Reich eingebürgert, 1934 wieder ausgebürgert und für staatenlos erklärt. Martin emigrierte 1934 nach Palästina, wo 1940 nach abenteuerlicher Flucht auch seine Schwester Betty anlangte. Seine Eltern und die kleine Schwester Charlotte jedoch wurden im Holocaust ermordet.
Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau siedelte Martin Steinbock 1968 in die USA über, wo er mit der zweiten Ehefrau im Bundesstaat Washington nahe der kanadischen Grenze lebte. Dort verstarb er nach schwerer Krankheit im 81. Lebensjahr. Seine enge Verbundenheit mit der Dessauer jüdischen Gemeinde, die er 1934 hatte verlassen müssen, bezeugt ein 1984 in englischer Sprache verfasster Text. Liebevoll und detailreich beschreibt er darin die Dessauer Synagoge, die Gottesdienste der Gemeinde sowie seinen Religionsunterricht bei den Kantoren und bei Gemeinderabbiner Isidor Walter. Er habe, so schrieb er damals, den starken Wunsch gehabt, Dessau noch einmal wiederzusehen. Doch die Reisevorbereitungen habe er abgebrochen, weil ja von jenem jüdischen Dessau nichts mehr vorhanden sei und er sich die Enttäuschung ersparen wolle.
Lage des Stolpersteins für Martin Steinbock