Heinrich Pëus
Bedeutender Sozialdemokratischer Politiker. Schriftsteller in Dessau. Neugründer der SPD in Anhalt und Dessau. Mehrfach Mitglied des Deutschen Reichstages und 1902–08 des Anhaltischen Landtages. Geb. 24.7.1862 in Elberfeld, gest. 10.4.1937 in Dessau, beigesetzt auf dem Friedhof III.
Besuchte zwischen 1868 und 1873 die Volksschule, bis 1881 die Oberrealschule und 1881 bis 1883 das Gymnasium in Elberfeld. 1883 begann er ein Theologiestudium, dann wechselt er zur Philologie, dann Geschichte und Nationalökonomie über. Ohne sein Studium abgeschlossen zu haben, verließ er 1889 die Universität 1889 und war danach als freier Redner unterwegs. So kam er auch nach Anhalt, so nach Zerbst, Roßlau, Dessau und Köthen. Als Delegierter zum Hallenser Parteitag wurde ihm angeboten, nach Dessau zu kommen, um nach dem Fall des Sozialistengesetzes die SPD-Organisation neu aufzubauen. Im Herbst 1891 kam er als Gründer und Redakteur des Volksblattes für Anhalt nach Dessau und blieb bis zum Jahr 1933 der bedeutendste Vertreter der anhaltischen Arbeiterbewegung. Zwischen 1891 und 1895 mehrfach zu insgesamt 28 Monaten rechtskräftig wegen Majestätsbeleidigung bzw. Rede- und Pressevergehens verurteilt. War zwischen 1900 und 1906 sowie 1910 und 1928 Stadtverordneter in Dessau und 1918–28 Kreisdeputierter. 1902–08 Mitglied des anhaltischen Landtages. Als Kandidat für Anhalt I in der Stichwahl gescheitert, vertrat er zwischen November 1896 und Juni 1898, zwischen November 1900 und Januar 1907 sowie von Januar 1912 bis November 1918 den Wahlkreis Potsdam 8 im Reichstag. Erneut von Mai 1928 bis September 1930 für den Wahlkreis 10 Magdeburg-Anhalt Mitglied des Reichstages.
Als der führende anhaltischer und Dessauer Sozialdemokrat war er von 1918 bis 1920 Mitglied und Präsident der Konstituierenden Landesversammlung Anhalts sowie zwischen 1920 und 1933 Mitglied des Anhaltischen Landtages, dabei von 1920 bis 1928 dessen Präsident. Auch in anderen Funktionen aktiv tätig wie z. B. 1901 Gründer und Vorstandsmitglied des Konsumvereins Dessau, seither für die Genossenschaftsbewegung. 1902/03 Mitglied der Gründungskommission des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine. Ab 1907 war er Vizepräsident des „Komitatos“ für die Arbeiterweltsprache Ido und Präsident des deutschen Ido-Bundes sowie Herausgeber der Ido-Reihen „Internaciona Socialisto“, „Bilingua Bibliothek“ und „Mondolingua“. Er leitete zahlreiche Ido-Kongresse, so auch den 1922 in Dessau. Ab 1916 war er führender Vertreter der Bodenreform-Bewegung. Nach ihm wurde 1946 eine Straße benannt, die kurz danach in Kurt-Dillge-Straße umbenannt wurde. 1990 Rückbenennung in Peusstraße.