Sofie Nagel, geb. Meier
Kommunistin, 1936–1945 im Zuchthaus und Konzentrationslager. Geb. 18.11.1907 in Elbing, gest. 08.04.1959 in Dessau.
Sophie Meier entstammte einer Arbeiterfamilie aus dem westpreußischen Elbing (heute Elbl?g, Polen). Ihr Vater Johann Meier war seit ihrer Gründung 1919 Mitglied der KPD. Den Ersten Weltkrieg erlebte er an der Ostfront. Nach dessen Ende trat er in Elbing der Roten Arbeiterwehr, einer Vorgängereinheit des 1924 gegründeten Roten Frontkämpferbundes (RFB), bei. 1923 kam er zusammen mit seiner Frau Helene Meier und der Tochter Sofie nach Dessau. Hier wurde er Mitglied des RFB, der Roten Hilfe, der Internationalen Arbeiterhilfe und Zellenleiter der KPD. Seine Frau, Helene Meier, war ebenfalls politisch aktiv und wurde 1928 für die KPD in die Stadtverordnetenversammlung gewählt.
In diesem Umfeld aufgewachsen, trat auch Sofie Meier 1928, im Alter von 21 Jahren, in die KPD ein. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten veränderten sich die Lebensbedingungen der gesamten Familie, vor allem, weil sie sich am kommunistischen Widerstand beteiligten. Bereits im Juni 1933 wurde ihr Vater in das Übergangs-Konzentrationslager Roßlau verschleppt und wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Er wurde danach noch zwei Mal, für kürzere Zeit, zu Gefängnisstrafen verurteilt. Dabei wie bei den brutalen Verhören erlitt Johann Meier schwere körperliche wie seelische Schäden und starb 1944 im Alter von 69 Jahren. Eine Straße in Dessau ist nach Johann Meier benannt.
Auch seine Frau, Helene Meier, schloss sich dem illegalen Widerstand an, wurde 1935 verhaftet und wegen Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt. Das Urteil lautete dreieinhalb Jahre Zuchthaus. Sie wurde zunächst in das Zuchthaus Jauer (heute Jawor, Polen) gebracht und 1938 nach Waldheim überführt. Nach Ende der Strafe wurde sie in das Konzentrationslager Lichtenburg bei Torgau überstellt. 1945 befreit, kehrte sie nach Dessau zurück, wo sie 1949 im Alter von 75 Jahren starb. Eine Straße in Dessau ist nach Helene Meier benannt.
Sofie Meier (1948 verh. Nagel) schloss sich ebenfalls einer illegalen Zelle des kommunistischen Widerstandes in Dessau an und wirkte im Junkers-Kalorifer-Werk. Im Jahre 1936 entdeckt, wurde sie zusammen mit den anderen Mitgliedern verhaftet und vom Kammergericht Berlin zu viereinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Auch sie war, wie ihre Mutter, im Zuchthaus Waldheim inhaftiert. Sofie Meier (Nagel) wurde nach dem Ablauf der Zuchthausstrafe nicht freigelassen, sondern in das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück gebracht. Dort wurde sie am 1. Mai 1945 befreit und kehrte nach Dessau zurück. Hier beteiligte sie sich am Wiederaufbau der KPD-Parteiorganisation. Sofie Meier heiratete 1948 ihren Jugendfreund Richard Nagel. Wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes musste sie 1951 ihre politische Arbeit einstellen und starb 1959, in ihrem 52. Lebensjahr.
GZ (Quelle: Horst Engelmann: „Sie blieben standhaft“. Der antifaschistische Widerstandskampf in Dessau unter Führung der Kommunistischen Partei Deutschlands, Dessau 1983)
1971 wurde die Mariannenstraße nach Sofie Nagel benannt (seit 1990 wieder Mariannenstraße).