Anneliese Michaelis, geb. Heumann

  • Geburtsdatum: 3.3.1908 in Pasewalk
  • Deportationsdatum: 14.12.1942 nach Auschwitz
  • Todesdatum: unbekannt
  • letzte frei gewählte Dessauer Adresse: Auf dem Sande 9/10 (heute: Kantorstraße 3)

Anneliese Michaelis war die Tochter von Erna und David Heumann. Die Familie des Lehrers und Kantors David Heumann (1880 – 1929) wohnte – von 1929 bis 1939 – im Schul- und Rabbinerhaus der jüdi­schen Gemeinde. Seine Ehefrau Erna war eines von sechs Kindern des Kantors der jüdischen Gemeinde in Pasewalk, Julius Lewin (1851 – 1934), und dessen Ehefrau Rosalia geb. Sänger (1851 – 1930). Sie wuchs in Pasewalk auf, heiratete den aus Brühl im Rheinland stammenden David Heumann und kam mit ihm 1911 nach Dessau. Wie ihr Ehemann war Erna Heumann ein engagiertes Mitglied der jüdischen Gemeinde. Ab 1918 war sie in der Ortsgruppe der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) politisch aktiv. David Heumann starb nach schwerer Krankheit am 20. Juni 1929 im Alter von 48 Jahren.
Der Ehe entstammten drei Kinder: die Tochter Anneliese (geb. 1908), der Sohn Werner (geb. 1910) und die Tochter Lotte (geb. 1912).
Werner Heumann studierte Architektur, zog nach Berlin und konnte Ende August 1939 – kurz vor Beginn des Krieges – noch nach London emigrieren.
Seine Schwester Anneliese absolvierte eine Gesangsausbildung. Kurze Zeit war sie Sängerin am Dessauer Theater – sie wurde im Zuge der nationalsozialistischen „Säuberung“ des Theaters entlassen. Mit ihrer Gesangskunst hat sie viele Kulturabende der Dessauer Israeliti­schen Kultusgemeinde und Festgottesdienste in der Synagoge bereichert. Sie heiratete den aus Löcknitz stammenden Gert Michaelis. Die junge Familie – 1935 wurde die Tochter Judith geboren – emigrierte nach Palästina. Die Ehe wurde geschieden und Anneliese Michaelis kehrte mit ihrer Tochter nach Deutschland zurück.
Die jüngere Schwester Lotte legte 1931 am Dessauer Gymnasium das Abitur ab und begann in Bonn ein Studium der Rechtswissenschaften, musste aber als Jüdin die Universität verlassen. Sie zog nach Leipzig, arbeitete dort als Wohlfahrtsbeamtin für die Leipziger jüdische Gemeinde und für die Bezirksstelle Sachsen-Thüringen der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland. Die Emigration anzustreben, kam für sie nicht in Betracht – sie wollte die von ihr betreuten Menschen nicht im Stich lassen. Am 14. Dezember 1942 wurden Erna Heumann, ihre seit 1938 bei ihr wohnende Schwester Martha Lewin und auch Anneliese Michaelis von Berlin aus nach Auschwitz deportiert. Die siebenjährige Judith Michaelis folgte in einem Transport am 12. März 1943. Lotte Heumann kam Ende Februar 1943 mit einem Transport ebenfalls nach Auschwitz. Keine von ihnen überlebte das Vernichtungslager. Die genauen Todesdaten sind nicht bekannt.

Lage des Stolpersteins für Anneliese Michaelis, geb. Heumann

Stadtplan mit allen Stolpersteinen in Dessau-Roßlau