Dr. Julius Liebeschütz

  • Geburtsdatum: 28.7.1856 in Ramutten (Ostpreußen)
  • letzte Dessauer Wohnadresse: Neumarkt 6 (heute Kavalierstraße 26)
  • Todesdatum: 20.12.1943 im Lager Theresienstadt

Sanitätsrat Dr. Julius Liebeschütz stammte aus dem ostpreußischen Ort Ramutten, heute zu Litauen gehörend. Jahrzehnte lang genoss er als praktischer Arzt, Polizeiarzt und Leiter der Freiwilligen Sanitätskolonne des Roten Kreuzes in Dessau hohe Wertschätzung. Die 1899 gegründete Sani­tätskolonne führte Krankentransporte durch und unterhielt im Rathaus eine Sanitätsstation. Während des Ersten Weltkrieges war die Sanitätskolonne für die Erstbetreuung der zahlreichen per Zug nach Dessau transportierten Verwundeten zuständig. Zugleich war Julius Liebeschütz in den Kriegsjahren Leiter eines Lazarett-Zuges, der verwundete Soldaten von der Front in die heimatlichen Lazarette brachte.
Mit seiner Frau Olga (1858–1915) wohnte Dr. Liebeschütz im Haus Neu­markt 6. Aus der Ehe sind drei Kinder bekannt. Der Sohn Erich starb bald nach der Geburt im Jahr 1892 und wurde auf dem Dessauer jüdischen Friedhof begraben. Der Grabstein ist erhalten. Die Schicksale des Sohnes Kurt (Jg. 1886) und der Tochter Gerda (Jg. 1899) sind bisher unbekannt.
Nachdem die Nationalsozialisten in Anhalt – schon 1932 – an die Macht gelangt waren, wurde Julius Liebeschütz wegen seiner jüdischen Abstammung und seiner Mitgliedschaft in der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei öffentlich angegriffen und diffamiert. Er verlegte seinen Wohnsitz nach Berlin. Von dort wurde er im Mai 1943 mit einem Massentransport in das Konzentrationslager Theresienstadt (heute: Terezín, Tschechien) deportiert. Dr. Julius Liebeschütz, einer der verdienstvollsten Ärzte in der Dessauer Stadtgeschichte, starb im Ghetto Theresienstadt am 20. Dezember 1943.

Lage des Stolpersteins für Dr. Julius Liebeschütz

Stadtplan mit allen Stolpersteinen in Dessau-Roßlau