Hildegard Lange, geb. Kapeluschnik

  • Geburtsdatum: 9.10.1905 in Dessau
  • Todesdatum: unbekannt
  • letzte frei gewählte Adresse: Luisenstraße 11 (heute Helene-Meier-Straße 9 – 11)

Hildegard Lange war eine Tochter von Noah und Hedwig Kapeluschnik. Noah Kapeluschnik stammte aus der alten ostjüdischen Metropole Wilna (damals Russisches Kaiserreich, heute Vilnius, Hauptstadt von Litauen), seine Ehefrau Hedwig wurde in Berlin geboren. Im Jahr 1900 ließen sie sich in Dessau nieder. Noah Kapeluschnik war langjähriger Besitzer der 1894 gegründeten Zigarettenfabrik „Hammonia“. Seit spätestens 1925 wohnte die Familie im Haus Luisenstraße 11. Das Ehepaar hatte drei Kinder: den Sohn James und die Töchter Hildegard (verehelichte Lange) und Margarete (verehelichte Berndt, 1907 – 1997). James Kapeluschnik absolvierte das Dessauer Friedrichs-Gymnasium und starb 1917, im Alter von nur 19 Jahren, als deutscher Soldat an der Westfront.
Nach 1933 versuchte Noah Kapeluschnik, seine Familie als selbständiger Handelsvertreter zu ernähren. Noch am 13. Januar 1939 beantragte er beim Einwohner-Meldeamt die Ausstellung eines Wandergewerbescheins oder Stadthausierscheins, was ihm, dem „Nichtarier“, jedoch verweigert wurde. Die letzte selbst gewählte Wohnung in der Luisenstraße 11 musste die Familie mit Jahresbeginn 1939 verlassen. Sie bekam Unterkunft in dem als „Judenhaus“ eingerichteten ehemaligen Schul- und Rabbinerhaus (Auf dem Sande 9/10, heute: Kantorstraße 3).
Die in Dessau geborene und aufgewachsene Tochter Hildegard wurde am 13. April 1942 mit einem Massentransport von Magdeburg aus in das Ghetto von Warschau deportiert. Ein letztes Lebenszeichen von ihr, eine Karte aus Warschau an die Eltern, stammte vom 19. Juli 1942. Ihr Todesdatum und die Umstände des Todes sind nicht bekannt.
Noah und Hedwig Kapeluschnik wurden Mitte November 1942 in das „Altersghetto“ Theresienstadt deportiert, in dem sie beide starben. In einem Brief an ihre Tochter Margarete schrieb Hedwig Kapeluschnik am 15. November 1942: „Nun ist der Tag gekom­men, wo wir fort müssen. Wir wollen alles mit Geduld ertragen und (haben) die Hoffnung uns gesund wiederzusehen (…) Der liebe Gott wird uns doch nicht ganz verlassen haben.“

Die Tochter Margarete Berndt wohnte ab 1939 mit ihrer Familie in Dresden. Sie konnte die NS-Zeit überleben.

Siehe auch: Artikel im Dessauer Kalender 2014, herausgegeben von der Stadt Dessau-Roßlau/Stadtarchiv (in der Bibliothek auszuleihen) „Erinnerungen an meine Großeltern Noah und Hedwig Kapeluschnik in Dessau“ von Karl-Heinz Berndt.

[Brief eines Nachfahren aus Australien im Juni 2018 (PDF]](/assets/docs/Brief_Pierre-Kapel_EN-DE.pdf)

Lage des Stolpersteins für Hildegard Lange, geb. Kapeluschnik

Stadtplan mit allen Stolpersteinen in Dessau-Roßlau