Gerhard Heine

Gerhard Heine, geb. 13. Januar 1867 in Köthen, gest. 19. Januar 1949 in Dessau.

Gerhard Heine gehört als Pädagoge, Schriftsteller und Akteur des geistigen und politischen Lebens zu den herausragenden Persönlichkeiten der Dessauer Stadtgeschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er studierte an den Universitäten in Berlin, Greifswald, Göttingen und Halle, promovierte und trat anschließend in den anhaltischen Schuldienst ein.

Dem Dessauer Friedrichsgymnasium stand Heine bis 1933 vor. Unter seiner Leitung wurden pädagogische Reformen wie Stoffkonzentration, verstärkter Einsatz von Arbeitsunterricht, die Förderung der Eigenverantwortung der Schüler, die enge Einbeziehung der Elternschaft eingeführt. Eine Hauptaufgabe der Schule sei, so betonte Heine, die Schüler auf der Basis einer sittlichen Weltanschauung zu wachsender Eigenständigkeit zu erziehen, sie „aus Empfangenden zu Tätigen zu machen und die selbständige Beginnkraft zu erwecken“. Das „Götzenbild steifer Lehrerautorität“ tauge nicht mehr für die neue Zeit.

Mit seinen Reformbemühungen stellte sich Heine in die vordere Reihe der pädagogischen Erneuerungsbewegung der Weimarer Republik.
Zu diesem Konzept gehörte, die Schüler auch politisch zu mündigen Menschen zu erziehen, das Eindringen politischer Hetze in die Schule zu vermeiden. Die Schule habe Achtung vor der republikanischen Staatsform und ihren Symbolen sowie Verständigung und Versöhnung der Völker zu lehren und sich auf die Grundsätze der Verfassung zu stützen.

Auch die Einrichtung des bei Schülern, Lehren und Eltern sehr beliebten Landschulheims Besenitz (Fläming) ab 1922, ist Schuldirektor Heine zu verdanken. Über die pädagogische Arbeit hinaus war Gerhard Heine eine der prägenden Persönlichkeiten des damaligen geistigen Lebens in Dessau.

Heine war Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP).
Er gehörte zu den Förderern der neu entstandenen Dessauer Volkshochschule.
Und er zählte zu den engagierten Unterstützern des Bauhauses.
Im April 1925 gehörte Gerhard Heine auch zu den Begründern einer Dessauer Ortgruppe der Goethe-Gesellschaft.

Den zur Macht gelangten Nationalsozialisten war Heine verhasst. Im März 1933 wurde er auf offener Straße von einem SA-Mann, einem ehemaligen Schüler des Gymnasiums, geschlagen.

Am Schluss des Schuljahres 1932/33 trat Heine in den Ruhestand.
Als Autor kulturgeschichtlicher Arbeiten war Gerhard Heine weit über Dessau hinaus bekannt. Er war Herausgeber des „Heimatgeschichtlichen Jahrbuchs für Anhalt“ (1925–27). Und er publizierte beachtete Erzählungen, Balladen, Bühnenstücke für die Jugend und für Erwachsene, Romanbiographien über Gneisenau, Ernst Moritz Arndt, Seume u. a. Auch seine literarischen Arbeiten sind durchdrungen von tiefer Humanität sowie demokratischem und nationalem Empfinden.

Die Grabstätte von Gerhard Heine befindet sich auf dem Friedhof Dessau-Ziebigk.