Prof. Dr. Ludwig Grote
Prof. Dr. phil. Kunsthistoriker, Museumsdirektor, Landeskonservator. Geb. 8.8.1893 in Halle, gest. 3.3.1974 in Gauting bei München.
Nach dem Abitur absolvierte Ludwig Grote an der Technischen Hochschule Braunschweig ein Architekturstudium und studierte in seiner Geburtsstadt Halle Kunstgeschichte. 1922 promovierte er mit der Arbeit Georg Lemberger: Ein Beitrag zur Geschichte des sächsischen Holzschnitts bei Prof. Dr. Frankl.
Bereits während seines Studiums kam es durch die Entdeckung von Gemälden der vergessenen Malerbrüder Olivier in der Kirche von Wörlitz zu einer Verbindung zur Stadt Dessau. Hier erhielt er 1923 einen Werkvertrag für die Katalogisierung der Gemäldebestände der Amalienstiftung und wurde am 1. Oktober 1924 auf die Stelle des Landeskonservators berufen. Dabei war er auch verantwortlich für die Verwaltung der Schlösser und Gärten in Anhalt. Besonders die Wiederherstellung des Wörlitzer Parks ist ihm zu verdanken.
Daneben erhielt Grote von verschiedenen Seiten von Staat und Stadt die Aufgabe, die im Land verstreuten Kunstschätze zusammenzutragen. Infolge seines in wenigen Jahren gewonnenen Überblicks wurde durch Vereinigung verschiedener Sammlungen sowie Leihgaben die Anhaltische Gemäldegalerie gegründet und am 17. September 1927 im Palais Reina in der Kavalierstraße eröffnet. Ludwig Grote war deren Gründungsdirektor.
Daneben beriet er auch den Bürgermeister Fritz Hesse in kulturellen und künstlerischen Fragen. Ludwig Grote wirkte entscheidend mit bei der Ansiedlung des Bauhauses in Dessau. Er organisierte in Zusammenarbeit von Gemäldegalerie und Kunstverein Ausstellungen von Bauhauskünstlern. Am 24.12.1926 eröffnete der Kunstverein im Palais Bose die Ausstellung „Gemälde. Aquarelle“ von Wassily Kandinsky anlässlich seines 60. Geburtstages. Ein halbes Jahr später folgte in der Anhaltischen Gemäldegalerie die Ausstellung „Kandinsky und seine Malklassen“, im März 1929 eine Ausstellung mit Werken von Lyonel Feininger, im Oktober von Paul Klee. Die Ausstellung „Moderne Bildwirkereien“ zeigte auch im Bauhaus entstandene Arbeiten von Anni Albers, Emil Hartwig, Hilde Rantsch, Gunta Stölzl-Sharon. Eine weitere Feininger-Ausstellung wurde im Juni 1931 eröffnet.
Seiner von den Nationalsozialisten betriebenen Entlassung kam Ludwig Grote zuvor und schied im April 1933 aus dem Amt. Er war bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges im Kunsthandel in München sowie als freier Kunstwissenschaftler in Berlin tätig. 1938 erschien sein Maßstab setzendes Buch über die Malerbrüder Olivier.
Nach dem Zweiten Weltkrieg organisierte Ludwig Grote fünf große Retrospektiven zur Aufarbeitung der Klassischen Moderne. 1951 wurde er zum Ersten Direktor des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg berufen, 1958 bis 1962 war er dessen Generaldirektor.