Heinrich Deist
Bedeutender SPD-Politiker. 1919 Erster Anhaltischer Ministerpräsident. Geb. 9.7.1874 in Mitterode, gest. 19.7.1963 Dessau.
Am 1.10.1903 kam er als Geschäftsführer des Volksblattes für Anhalt nach Dessau und gründete ein halbes Jahr später die Arbeiterdruckerei. Dazu leitete er nebenamtlich das von ihm gegründete Volkshausunternehmen Tivoli. Von 1905 bis 1909 und erneut von 1911 bis 1918 war er Stadtverordneter in Dessau und Vorsitzender des SPD-Landesvorstandes Anhalt.
Deist wurde am 9.11.1918 als Staatsrat Mitglied der Übergangsregierung, die Staatsrat für Anhalt hieß, und deren Vorsitzender er ab 23.7.1919 war. Nach dessen Umgestaltung blieb er als erster anhaltischer Ministerpräsident ab Juli 1922 zunächst bis Juni 1924 Leiter der anhaltischen Staatsverwaltung. Danach war der Konservative Willy Knorr Ministerpräsident. Nach den Novemberwahlen 1924 wurde Deist erneut Ministerpräsident des Landes, aus dem er – ab 1928 in einer Minderheitsregierung – durch die Wahlen vom 24.6.1932 durch den Nationalsozialisten Alfred Freyberg gedrängt wurde. Zwischen 1918 und 1920 und 1920 bis 1932/33 Mitglied des anhaltischen Landesparlaments und als Ministerpräsident auch Mitglied des Reichsrates.
Während der NS-Zeit war er mehrfach in „Schutzhaft“. Nach dem Zweiten Weltkrieg, den er zurückgezogen in Mosigkau überlebte, trat er erneut an die Spitze der anhaltischen Landesverwaltung und wurde nach der Vereinigung des ehem. Freistaates Anhalt mit der Provinz Sachsen Bezirkspräsident in Dessau. Nach der Aufhebung der Länder 1952 wurde er Präsident aller Verwaltungsschulen im Bezirk Halle, jedoch bald aller Ämter enthoben und lebte erneut zurückgezogen in Dessau-Mosigkau.